Übersetzt haben wir ein in deutscher Schrift verfasstes schwäbisches Mundart-Gedicht. Einen Teil des Originals zeigt die Abbildung unten. Das Original wird Frida Krieg zugeschrieben.
Zum
Eninger Schulhausbau
Richtfest
am 19. Juni 1914.
1.)
"Wer
will bauen an der Straßen
muss
die Leute reden lassen"
Wenn
erst baut a ganze G´meind
do
sitzt älles volla Feind.
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2.)
Des
kommt teuer! schreit der Michel
100
000 - meiner Sichel
d´Herra
uffem Rathaus seant
das
mer us no all verpfändt!
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3.)
Wer
wurd no dia Stuier zahla?
Noi,
hia braucht mer et so z´prahla.
S´Schulhaus
hätt´s jo lang no dau -
´s
stoht fast 100 Jahr jetzt schau.
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4.)
Was
send mir für Kerle worra,
G´scheid
u. stark & g´sond wia d´Mohra.
Mo´s
recht staubet, stenkt u. schreit
do
geits erst die rechte Leut!!
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5.)
Älles
wurd jetzt schöner, feiner
Aber
d´Lomperei kommt einer
Guck
dr so en Lümmel a
-
bist koi Bua & bist koi Ma.
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6.)
Tropfa
sends & miserabel
nemma
sotts mas äll uf d Gabel-
Trenka,
tanza, turna, raucha,
sonst
nix toa als s´Geld verbraucha.
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7.)
D´Mädla,
dia send au vom Teufel-
wia
sind dia so grausig eitel -
Rucksäck,
Lackschuh, Hut & Broscha
und
könnet koi Suppa kocha.
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8.)
Frieder,
guck, so ist heut d Jugend-
hot
koi Zucht & hot koi Tugend-
Und
für so a böse Bloß
Goht
dui Bauerei hia los?!
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9.)
Und
der Frieder, der hot g´sait:
Narr,
ih haus au überlait
´s
ist halt hia wia anderswo
wemmer
et will, no muaß mer jo!
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10.)
Weaga
de Lehrer isch jo net -
do
tät ich au etwas stät.
die
hent´s z´guat u. zwenig Stonde
Ihr
Verdienst ischt jo wia g´fonda.
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11.)
Aber
ema nuia Haus
Sieht
doch älles anders aus.
Bua
u. Mädle muaß mer scheida
Jedes
muaß mer b´sonders woida!
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12.)
Send
doch wahrlich onsre Kender
Koine
Farra, Goißa, Render-
drom,
so will ih baua lau,
Wenn´s
reacht wurd, mei Freud dra hau!
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13.)
Wia
soll des de Kender schada,
Wenn
se könnet warm gau bade.
Sieh`
so kommt der Fortschritt jetzt
Enenga
ischt au et letzt!
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14.)
Also
bauet Schula, Stroßa
und
teant et uf d Geizhäls losne
Und
wenns alte Schulhaus brennt-
No
net gar so fürchtig grennt.
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15.)
S´ganz
Nui muaß mer in die Höhe
daß
mers tät von weitem seha-
Wie
a Schloß muaß droba stau
Älles
sollt sei Freud dra hau.
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16.)
Für
heut wölla mer no warta,
Wia´s
no geht mit sellem Garta,
ob
ma Platz zur Stroß au kriagt
oder
ob ma´ß auße ziagt.
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17.)
Seht,
ihr fleiß´ge Handwerksleut,
bis
zom Ei (n)ziah isch no weit
Machet
uier Sach voll guat
das
jo nex passiera tuat.
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18.)
Fest
stau soll des Haus em Wetter
Loba
soll es Bas & Vetter
Reaga,
Donner, Sturm u. Beba
älle
mög es überleba!
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19.)
Nun,
ihr Leut von Axt & Kelle
Hebet
uire Gläser älle
Stoßet
a & stimmet bei,
daß
mei Wunsch der eure sei.
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En.
den 18. Juni 1914
weckh/Übersetzung: PWeckherlin/Foto: Archiv HGV Eningen.
1 Kommentar:
Klasse!
Danke sagt ...
MaEnNer
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